22 RegionalFit Bis zum Ende des 19 Jahrhunderts lag Beilngries im Schnittpunkt wichtiger Nord Süd und Ost West Fernverbindun gen Erst die Streckenführung der Eisenbahn minderte die überörtliche Bedeutung des einstigen Knotenpunktes Zuvor aber führte kaum ein Weg an Beilngries vorbei Konrad Kolb erhielt deshalb 1378 die lebensläng liche Nutzung einer Hofstatt in Beilngries mit der Auflage übertragen für durchrei sende Mönche jederzeit eine Herberge bereitzustellen Auch die Reise der polni schen Königstochter Hedwig zur Fürsten hochzeit nach Landshut führte 1475 über Beilngries da in Regensburg eine Seuche ausgebrochen war Der geringe frei verfügbare Baugrund und die beschränkte landwirtschaftliche Nutzfläche setzten dem Zuzug und damit dem wirt schaftlichen Wachstum enge Grenzen So deckten die Erträge aus den Sonderkulturen von Hopfen Zwiebeln und Weinbau auch nur den örtlichen Marktbedarf VOM WEIN ZUM BIER Dabei ist erwähnenswert dass im Beilngrie ser Raum wie im übrigen Bayern bis in die Mitte des 16 Jahrhunderts nicht Bier son dern Wein das Nationalgetränk war Die Flurbezeichnung Weinberg am Hirsch berger Südhang erinnert daran Dort ist der Weinbau noch bis 1679 nachgewiesen Als der Siegeszug des Bieres nicht mehr auf zuhalten war entschloss sich der Rat zum Bau eines Kommunbrauhauses Bis 1809 stand dessen Benutzung unter Aufsicht Geschichte von Beilngries Ein kurzer historischer Abriss eines städtischen Braumeisters jedem Bür ger offen Zweifellos waren die Gaststätten einst wie heute ein bedeutender wirtschaft licher Faktor der Stadt Um 1900 lieferten immerhin noch zehn Bierbrauer genügend Nachschub UNTER DER HERRSCHAFT DER FÜRSTBISCHÖFE Sigilum universitatis civium in Peylegriz ist die Umschrift des ältesten Stadtsiegels und bedeutet Siegel der gesamten Bür gerschaft von Beilngries Diesem Beweis für ein bestehendes Gemeinwesen mit selbstständigem Rechtscharakter ent sprach sicherlich das Streben nach kom munaler Selbstverwaltung Aber es fehlten die rechtlichen und materiellen Vorausset zungen für die freie Entfaltung eines selbst bewussten Bürgertums das entschlossen eigene Gesetze und Privilegien einem etwaigen landesherrlichen Übergriff ent gegensetzen konnte Versuche dieser Art erschöpften sich in der Argumentation es war schon immer uraltes Exercitio und ihre Billigung blieb damit dem Wohlwollen der Eichstätter Hofkanzlei anheimgestellt Ohne Beschränkung durch ständische Ein richtungen oder städtische Privilegien konnte somit der Fürstbischof als Lands herr Gnaden Rechte Erlasse oder Anord nungen erteilen Er bestellte Bürgermeister und Ratsherren in der Regel auf Lebens zeit wobei allerdings im 16 Jahrhundert dem Rat ein Vorschlagsrecht eingeräumt wurde PLÜNDERNDE BAUERN UND GIERIGE KRIEGSHERREN Die Beilngrieser Stadtmauern hielten man chem Angriff stand doch Freund und Feind zehrten in den kriegerischen Auseinander setzungen vom 16 bis ins frühe 19 Jahr hundert die wirtschaftlichen Reserven der Stadt auf Aufzeichnungen belegen dass Beilngries bereits 1407 mit einer Mauer umgeben war In den folgenden Jahren wurde die Sicher heit wohl durch einen Wassergraben erhöht denn im bischöflichen Zinsbuch findet sich 1447 der Eintrag Der Graben um Beiln gries gehört den Herren von Eichstätt Dank ihrer Wehranlagen konnten die Bürger 1525 die angreifenden Bauern blutig abweisen während das nahe Kloster Plankstetten aus geraubt und zerstört wurde Sicherlich trug schon allein die Tatsache einer Befestigung viel dazu bei dass die Stadt während des Schmalkaldischen Kriegs 1546 und in den folgenden kriegerischen Auseinandersetzun gen von Handstreichen kleinerer Truppen teile verschont blieb SCHWEDEN VOR DEN TOREN Die Beilngrieser wehrten sich 1633 erfolg reich gegen eine schwedische Reiterabtei lung von etwa 300 Mann Als jedoch Tage später Herzog Bernhard von Weimar mit der Hauptmacht erschien wurde ihm die Stadt kampflos übergeben Zuvor erlangte die Stat nach monatelangen Verhandlungen den Schutzbrief des schwedischen Heerführers der jeglichem Kriegsvolk Brandschatzung Bild Dietmar Denger STADT BEILNGRIES

Vorschau Regional Fit 7/2020 Seite 22
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